Reflexion von Linienlaserstrahlung

Alles zum Thema "sicherer Umgang mit Lasern", Gefahren, gesetzliche Vorschriften und Normen.

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helix
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Reflexion von Linienlaserstrahlung

Beitrag von helix » Fr 28 Okt, 2016 6:24 pm

Hallo zusammen, ich bin neu in die Materie Laser eingetaucht und habe viele Fragen.
Vieles kann ich mir erarbeiten, für das ein oder andere bräuchte ich aber die Hilfe eines Hinweises.

Meine Unklarheiten beziehen sich auf das Thema Linienlaser und Reflexionswerte.

Ist die gestreute Reflexion eines Linienlasers (450 nm / 40mW / 90 Grad Öffnung bei gleichmäßiger Streuung) gefährlich,
wenn die Linie mindestens auf 1m Länge (2mm Breite) an eine Wand geworfen wird ? Dahinter die folgende Überlegung:

Würde bei einem direkten Blick in den auf 1 Meter aufgespannten Strahl die Energie 40mW / 1000mm (Linienlänge) * 7 (D Linse) mm = 0,28mW auf der Linse haben ?

Falls nicht, wie gehe ich die Rechnung am besten an ?

Gibt es sowas wie Reflexionstabellen um eine grobe Schätzung vorzunehmen welcher Unterschied zwischen Reflexion und direktem Strahl liegen ?
Und sind nicht spiegelnde Reflexionen eines Klasse 2M Lasers bei längerem Blick noch ungefährlich ? Wie geht Ihr mit dem Thema Reflexion um ?
Wo oder wie kann ich mich am besten mit diesem Thema auseinander setzen ? Messungen kann ich leider keine vornehmen,
da mir keine Ausrüstung dafür zur verfügung steht.

Mit besten Grüssen,

Helix

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ekkard
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Re: Refelxion von Linienlaserstrahlung

Beitrag von ekkard » Fr 28 Okt, 2016 9:36 pm

helix hat geschrieben:Ist die gestreute Reflexion eines Linienlasers (450 nm / 40mW / 90 Grad Öffnung bei gleichmäßiger Streuung) gefährlich, wenn die Linie mindestens auf 1m Länge (2mm Breite) an eine Wand geworfen wird?
So, wie du den "Lininenlaser" beschreibst, scheint die Aufweitung durch eine geeignete Linse vorgenommen zu werden - also kein Scanner(!).

Für die Augensicherheit im sichtbaren Spektralbereich wird mit einer 7mm-Blende gemessen. Allerdings liegt der Messabstand bei der Klassifizierung bei 70 mm. Die 40 mW verteilen sich also auf eine Länge von 90° in 70 mm Abstand bei gleichmäßiger Ausleuchtung des genannten Winkelbereiches. 90°entsprechen im Bogenmaß Pi/2 = 1,57 ... . Also beträgt die längenbezogene Bestrahlungsstärke 40mW/(70mm * 1,57) = 0,364 mW/mm. Auf eine Blende von 7 mm Durchmesser entfällt damit der Anteil von 2,55 mW. Also haben wir es grob geschätzt mit einer Lasereinrichtung der Klasse 3R zu tun, wenn nicht eine genauere Prüfung auf 2M führt. Aber diese Abschätzung reicht uns.

Allgemein bekannt ist, dass die diffuse Reflexion eines 3R-Lasers ungefährlich ist.
helix hat geschrieben:Würde bei einem direkten Blick in den auf 1 Meter aufgespannten Strahl die Energie 40mW / 1000mm (Linienlänge) * 7 (D Linse) mm = 0,28mW auf der Linse haben?
Ich würde die Linienlänge bei einem 90° Winkel in 1m Abstand als Pi/2 * 1m = 1,57 m annehmen. Daraus ergäbe sich eine längenbezogene Bestrahlungsstärke von 40 mW/1570 mm = 0,0255 mW/mm, was dann mit dem Blendendurchmesser zu multiplizieren ist --> 0,18mW.
Mithin würde damit der Grenzwert der Klasse 1 unterschritten (aber Achtung: Das ist nicht die Klassifizierung! Diese bleibt 3R.) Dies bedeutetet, dass bereits der direkte Blick in den Strahl nach 1 m ungefährlich ist, was für jede Art der Reflexion ebenfalls gilt, sofern die reflektierende Fläche kein Hohlspiegel ist.
helix hat geschrieben:Falls nicht, wie gehe ich die Rechnung am besten an?
Ich habe nur die Linienlänge nicht verstanden. Sollte diese tatsächlich nur 1 m sein (und nicht die ganzen 90° gleichmäßig ausleuchten), dann ist deine Berechnung richtig. Wichtig ist aber zu unterscheiden zwischen spiegelnder und diffuser Reflexion. An einer normalen Wand hat man es mit diffuser Reflexion zu tun. 3R - Laser sind nach diffuser Reflexion ungefährlich.
helix hat geschrieben:Gibt es sowas wie Reflexionstabellen um eine grobe Schätzung vorzunehmen welcher Unterschied zwischen Reflexion und direktem Strahl liegen?
Beispiel: hier!
helix hat geschrieben:Und sind nicht spiegelnde Reflexionen eines Klasse 2M Lasers bei längerem Blick noch ungefährlich? Wie geht Ihr mit dem Thema Reflexion um?
Ersteres: Ja, vorausgesetzt keine Sammeloptik. Bei dem "allgemeinen" Umgang schließt man dem Regelwerk entsprechend (insbesondere spiegelnd) reflektierende Gegenstände aus der unmittelbaren Laserumgebung aus. Im Übrigen muss man sich die Geometrie im Einzelnen ansehen und rechnen, was am Auge ankommen kann.
helix hat geschrieben:Wo oder wie kann ich mich am besten mit diesem Thema auseinander setzen ? Messungen kann ich leider keine vornehmen, da mir keine Ausrüstung dafür zur verfügung steht.
Es handelt sich um einfache optische Berechnungen, die man bereits aus Schulbüchern, Thema Optik+Reflexion+Lambertstrahler (Lambertsches Kosinusgesetz), entnehmen kann. Natürlich kann die Quellenform, wie hier, ein Rolle spielen. Schlimmstenfalls ist irgendwo die Kreiszahl Pi einzusetzen und zwar immer dann, wenn sich die Leistung auf eine Kugel oder auf eine Linie verteilt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard

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Re: Refelxion von Linienlaserstrahlung

Beitrag von helix » Sa 29 Okt, 2016 1:34 pm

Vielen Dank für Deine Hilfe und Deine Hinweise, Ekkard.

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Re: Reflexion von Linienlaserstrahlung

Beitrag von helix » Fr 04 Nov, 2016 5:54 pm

Hallo zusammen,
ich habe eine kurze Nachfrage noch mal zur zum Thema: diffuse Strahlung:

Wenn die Länge des Linienlasers eine Klasse 2 Intensität hätte z.B. 0.25 mW (auf 7mm Pupille bezogen) und ich mir die auf einerWand reflektierende Projektion über mehrere Minuten anschauen würde,
würde das das Auge schädigen ? Oder kann ich Laserprojektionen auf der Wand so lange ich will angucken solange sie pauschal nicht Klasse 3 oder 4 sind und ich keine Optischen Instrumente verwende?
Worauf kann ich mich berufen, wenn ich über die ausgehende oder nicht ausgehende Gefahr von Streustrahlung eine feste Aussage treffen möchte ?

Vielen Dank & viele Grüße,

Helix

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Re: Reflexion von Linienlaserstrahlung

Beitrag von Dr. Burne » Fr 04 Nov, 2016 7:42 pm

Selbst diffuse Streustrahlung von mehreren Watt ist nach 1-2m schon ungefährlich.

Außerdem ist eine gefährliche Streustrahlung schon sehr grell, dass man da nicht freiwillig längere Zeit reinsehen möchte.
Bild So sind Chinakisten halt!

Wellenlängensammlung 405 445 457,9 465,8 472,7 476,5 488 496,5 501,7 514,5 520 528,7 532 543,4 632,8 640 658 780

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Re: Reflexion von Linienlaserstrahlung

Beitrag von ekkard » Sa 05 Nov, 2016 12:32 am

helix hat geschrieben:Wenn die Länge des Linienlasers eine Klasse 2 Intensität hätte z.B. 0.25 mW (auf 7mm Pupille bezogen) und ich mir die auf einerWand reflektierende Projektion über mehrere Minuten anschauen würde, würde das das Auge schädigen?
Ist die Reflexion wirklich diffus, dann: Nein.

Dr. Burne hat Recht. Genau genommen, kann man bis Laserklasse 3B einschließlich aus einer gewissen Mindestentfernung auf die diffusen Reflexe schauen. Beispiel, ein 0,5 W Laser zwischen grün und tiefem Rot kann aus einer Entfernung von 30cm noch beobachtet werden. Bei kleineren Leistungen kann auch der Abstand kleiner sein - ist allerdings eine quadratische Abhängigkeit (Abstandsquadrat!). Dazu zwei Anmerkungen:

1. Für blaue Laser gilt das alles nicht (photochemische Reaktionen, Blaulichtschäden). Gegen blaues Licht ist das Auge um bis zu 100x empfindlicher! (Und das Schlimme daran ist: Man sieht es nicht mal richtig, weil das Auge im tiefen Violett trotz hoher physikalischer Leistung visuell kaum noch etwas wahrnimmt.)

2. Nicht alle Stoffe, insbesondere Lacke mit metallic-Effekt reflektieren sauber diffus. Da gibt es gewisse Winkel, unter denen Glanz auftritt. Ehe man sich also der Beobachtung hingibt, sollte man sich davon überzeugen, dass kein Glanz auftritt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard

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